Fragen der Mitglieder – Antworten vom Vorstand

Bei Fragen betreffend der SAfW oder dem Themenbereich Wunden dürfen sich Mitglieder an den Vorstand wenden. Gerne werden Ihre Fragen per Mail beantwortet. Beispiele finden Sie unten.
«Ich habe ein Abonnement für das Wund-kompendium bei medinform bestellt, welches mich CHF 95.00 pro Jahr kostet. Wenn ich jetzt SAfW Mitglied werde, wird mir dann der Betrag, welchen ich an Medinform bezahlt habe, zurückerstattet?»
Antwort vom Vorstand

Als Mitglied der SAfW haben Sie freien Zugang zum Wundmaterial-Kompendium Schweiz von medinform. Darin finden Sie praxisorientierte Informationen zu jedem Verbandstofftyp und zu allen modernen Produkten.  Ebenfalls in der Mitgliedschaft der SAfW eingeschlossen sind die 6 Ausgaben der Fachzeitschrift "Wundmanagement". Bei Interesse könnte es sich durchaus lohnen, das Wundkompendium-Abonnement bei Medinform zu künden. Dieses ist jedoch ab Vertragsabschluss für 12 Monate gültig und kann erst nach dieser Zeitspanne schriftlich gekündet werden. Eine Rückerstattung seitens medinform oder seitens der SAfW ist nicht möglich. Ein SAfW-Beitritt ermöglicht es Ihnen anschließend, für CHF 120.00 pro Jahr vom gesamten Leistungspaket zu profitieren.
«Bei uns ist die Frage aufgekommen, wie Wunden gereinigt werden. Klar ist, dass es "non touch" Technik sein muss. Was bei uns nicht ganz klar ist, ob folgende Prinzipien noch gültig sind: Aseptische Wunde von innen nach aussen und septische Wunden von aussen nach innen zu reinigen?»
Antwort von Elisabeth Kohler, Vorstand SAfW, Wundexpertin SAfW, MAS in Wound Care

Immer wieder bekommt die SAfW Anfragen, ob eine Wunde von aussen nach innen oder von innen nach aussen gereinigt werden soll. Zudem werden die beiden Begriffe „aseptische Wunde“ und „septische Wunde“ immer noch mit der Vorgehensweise der Reinigung verknüpft. Der Gebrauch dieser Begriffe geht von einem falschen Verständnis der bakteriellen Besiedelung von Wunden aus. Die Begriffe aseptisch / septisch weisen auf die Keimbelastung respektive die Streuung der Keime im Körper hin. Die Einschätzung der mikrobiellen Belastung der Wunde wird in „kontaminiert“, „kolonisiert“, „kritisch kolonisiert“,  und „infiziert“ unterteilt. Im schwersten Fall kann eine infizierte Wunde zu einer Sepsis führen. Ob es allerdings gerechtfertigt ist, auf die Zahlenstärke mikrobieller Zellen zurückzugreifen, um zu entscheiden, ob eine Infektion vorliegt, wird in Frage gestellt. Es lassen sich in Wunden auch riesige Keimpopulationen nachweisen, ohne dass eine offensichtliche Infektion vorliegt. (EWMA; 2006). Zudem ist die Unterscheidung zwischen kritisch kolonisiert und infiziert in der Praxis ohne Laboranalyse sehr schwierig.

Im modernen Wundmanagement werden die Begriffe „aseptische Wunde“ mit „primär heilende Wunde“ und „septische Wunde“ mit dem Begriff „sekundär heilende Wunde“ ersetzt. Dies sagt lediglich etwas über die Art der Wundheilung aus.

Gemäss Hirschmann richtet sich die Wundreinigung nach den lokalen Gegebenheiten. Die Einhaltung einer vorgegebenen Wischrichtung in Abhängigkeit vom Bakterienstatus der Wunde ist eine sehr weit verbreitete aber durch keine Studien bewiesene Forderung. „Hier ist durchaus von einem nicht mehr zeitgemässen Hygieneritual zu sprechen. Wichtig dabei ist, dass die gesamte Wundoberfläche von der Wundreinigung erfasst bzw. mit dem Wundantiseptikum in ausreichendem Masse während der vorgegebenen Einwirkungszeit benetzt wird“ (Hirschmann, 2008).

Grundsätzlich gilt, dass Keime nicht verschleppt werden sollen. Es sollen also die Wundumgebung und die Wunde strikte auseinander gehalten werden. Hierzu nimmt man jeweils einen neuen Tupfer pro Wischbewegung und pro Reinigungsvorgang. Unbedingt vermieden werden sollte das Fahren mit dem gleichen Tupfer von der Umgebung in die Wunde und umgekehrt. Im Lehrmittel für die Grundausbildung der Pflegefachleute HF ABZ-Curriculumsverbund (Kantonen Aargau, Bern, Schaffhausen und Zürich) wurde der praktisch nachvollziehbare Schwerpunkt bei der Reinigung auf Wunde und Wundumgebung gelegt, anstelle von innen nach aussen oder umgekehrt (Käser Merz & Kohler - von Siebenthal, 2014). Ob zuerst die Umgebung oder die Wunde gereinigt wird, liegt im Ermessen der Ausführenden.

Eine Desinfektion ist gemäss fundiertem Experten- und Erfahrungswissen (= Best Practice) bei primär heilenden bzw. postoperativen Wunden nach 48 Stunden nicht mehr erforderlich. Eine klinische Relevanz bezüglich einer Desinfektion nach 48 Stunden bei einem problemlosen Heilungsverlauf konnte bisher nicht aufgezeigt werden. Im Fall eines vorzeitigen Verbandswechsels, d. h. innerhalb der ersten 48 Stunden, wird die Wunde desinfiziert. (Käser Merz & Kohler - von Siebenthal, 2014).


Quellenangaben:

European Wound Management Association (EWMA) Position Document; Management of wound infection. London: MEP Ltd, 2006 http://ewma.org/fileadmin/user_upload/EWMA.org/Position_documents_2002-2008/German_pos_doc_2006.pdf [27.06.2016].

Hirschmann, Hans; (2008); Wundreinigung und Wundantiseptik. Ist es notwendig, unterschiedliche Wischrichtungen bei septischen und aseptischen Wunden zu fordern? Krankenhaus-Hygiene & Infektionsverhütung, Heft 3, S.86-87

Käser Merz, Beatrice; Kohler - von Siebenthal, Elisabeth; Wundmanagement; 3. Auflage; 2014; Training und Transfer Pflege 4; Curriculumsverband ABZ; hep

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Letzte Aktualierung 13. 04. 2024 Webmaster: Patrick Bindschedler
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